Dienstag, 6. April 2010

Frieden

Das Leben ist entweder Widerstand oder Hingabe. Es ist Leid oder Freude. Entweder du bist wach oder du schläfst. Es herrscht Bewegung oder Resignation. Es herrscht Frieden oder Kampf. Widerstand und Kampf führt zu Leid, erschöpfen, lassen einschläfern und resignieren. Wenn wir aber einmal den Kampf aufgegeben haben, können wir uns hingeben und in der Stille unseres Herzens ruhen, während wir uns wachsam an der Welt erfreuen.

Solange wir die Situation nicht einfach sein lassen können und sie kontrollieren und beeinflussen wollen, muss der Verstand die Kosten für diesen Kampf tragen. Solange wir alleine handeln wollen, spalten wir unser Bewusstsein in Herz und Verstand. Nach gewisser Zeit sind wir nicht mehr aufnahmebereit und empfänglich und können die Erfahrung deshalb nicht mehr akzeptieren. Wenn es uns aber gelingt, das Egobewusstsein nicht die Kontrolle über unser Leben nehmen zu lassen, können wir uns und andere wieder lieben.

Solange wir der Situation eine eigene Bedeutung aufsetzen, erleben wir sie als Bestrafung. Warum stülpen wir unsere eigene Bedeutung über? Es ist unsere Angst. Sie wirkt sich auf jede Erfahrung, die wir machen, aus. Sie verdammt mich und meine Mitmenschen. Wir sollten aber trotzdem nicht versuchen ohne Angst zu leben. Wir müssen die Angst einfach durchdringen, wenn sie auftaucht und sie akzeptieren. Wir sollten auch nicht versuchen, ohne Urteile zu leben. Wir müssen das Urteil einfach wahrnehmen und hindurchgehen, wenn es auftaucht.

Wir sollten nichts ändern und uns auch nicht entscheiden. Es gibt nichts was wir tun können, um uns von unserem Leid zu erlösen. Wir sind alle bereits erlöst und gerettet. Wir können das nur nicht sehen. Solange wir deshalb etwas tun, hält das uns nur davon ab, das wahrzunehmen. Wir könnten die Erlösung jederzeit erfahren, wenn es möglich für uns wäre, sie anzunehmen. Es ist für jeden von uns stets möglich, wenn wir uns nicht für schuldig erklären und uns stattdessen vergeben.

Die Meinung über uns und andere Menschen, schuldig zu sein, schränkt unsere Wahrnehmung ein. Wir können die Möglichkeit, die Erfahrung anzunehmen, nicht mehr erkennen. Klar, an deinem Leiden bist du selbst schuld. Aber gerade deshalb ist Vergebung alles im Leben. Nur wenn du dir und anderen vergibst, öffnest du deinen Verstand um die Erfahrung wieder anzunehmen. Die Vorstellung der Schuld gibt dir das Gefühl, von der Liebe getrennt zu sein. Erst dadurch musst du leiden.

Wir sollten nicht versuchen, aus der Dunkelheit herauszukommen oder uns zur Freude zu bewegen. Wir bewegen uns gar nicht. Gott bewegt uns. Wir müssen uns ihm nur öffnen. Wenn wir bereit sind, uns vom Strom tragen zu lassen, trägt er uns in den Himmel. Wir sollten einfach neutral sein. Wir sollten unsere negativen Gedanken nicht verändern wollen oder unsere Aufmerksamkeit auf die positiven Gedanken lenken. Wir sollten einfach all unserer Gedanken bewusst sein und uns von dieser Bewusstheit leiten lassen.

Wir können unsere Fehler nicht selbst korrigieren. Wir können uns nicht selbst verbessern. "Der Versuch, uns selbst in Ordnung zu bringen, spaltet unser Bewusstsein nur noch mehr."(Paul Ferrini, Love without Conditions) Der Sinn dieses ganzen Blogs ist nicht, dass wir versuchen, uns auf der Grundlage dieser Aussagen zu verbessern oder unser Leid zu beenden, sondern einfach nur unseren Verstand zu öffnen. Wenn wir von Gedanken überzeugt sind und doch noch mal zum Nachdenken angeregt werden, werden wir vielleicht doch zum Wille bewegt, uns hinzugeben. Wir müssen lernen, aufzuhören, eigene Wirkungen erzeugen zu wollen. Nur das Ego in uns will das.

"Wenn wir einmal ganz ruhig werden, erreichen wir die Ebene des reinen Bewusstseins. [...] Hier findet der Verstand Frieden"(Paul Ferrini, Leben in Hingabe) Ganz ruhig zu werden, bedeutet nicht, keine Angst mehr zu haben. Jeder hat Angst. Es bedeutet den Kampf aufzugeben. Solange wir uns angespannt, unter Druck und aufgeregt fühlen, können wir die Beobachtungsebene nicht erreichen. Gegensätzliche Gedanken verursachen diesen Druck. Wenn wir beide Seiten neutral betrachten und uns nicht entscheiden, weil wir eben wissen, dass wir nicht in der Lage sind, zu wissen, was richtig und falsch ist, löst sich der Druck bald auf und wir können das reine Bewusstsein erreichen.

Wir wissen nicht, was die Wahrheit und Unwahrheit ist. Wir heißen beide Seiten willkommen. Wir nehmen beide Seiten an und akzeptieren sie. Wenn wir das tun, erhalten wir nach einiger Zeit einfach die göttliche Botschaft, mit der wir uns steigern können. Jede andere Bedeutung ist übergestülpt und erdacht. Die Liebe zu erreichen, bedeutet den Punkt der Neutralität zu erreichen. Ansonsten werden wir immer Bestrafung, Mangel und Leid erleben. Leid entsteht nur durch unsere Vorstellung. In Wahrheit schneidet uns nicht von der Liebe ab. Wenn wir also das nächste mal schwer leiden, können wir uns sicher sein, dass wir starr und verschlossen denken und uns vorgestellt haben, von der Liebe abgeschnitten worden zu sein.

"Verstehe, dass du deine Erfahrung der Welt durch deine eigene Angst selbst erschaffst. Aber verurteile dich deshalb nicht. Akzeptiere, was du siehst, und lass es sich von sich selbst verändern. Wenn du die Welt in ihrer absoluten Neutralität siehst, wirst du verstehen, dass sie nur existiert, um dir als Mittel für deinen eigenen Lernprozess zu dienen."(Paul Ferrini, Denn Christus lebt in jedem von euch)

"Fasse dir ein Herz, mein Freund. Jedesmal wenn du vergibst, entfernst du eine Schranke, die du selbst vor deiner Fähigkeit zu lieben aufgebaut hast. Jedesmal wenn du vergibst, wird die Liebe in dir wachgerufen, und deine Fähigkeit, diese Liebe weiterzugeben, wächst. Das ist der Zweck dieser Reise. Widme dich ihm, und du wirst dein Ziel nicht verfehlen. Du kommst nach Hause."(Paul Ferrini, Denn Christus lebt in jedem von euch)

Liebe beginnt damit, seine Kontrolle aufzugeben. Sie weitet sich aus in der Vergebung. Und sie vereint sich mit den Menschen in der Neutralität.

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