Je mehr Ängste ich pflege, desto grauer und dunkler wird mein Alltag. Das als intelligent und freundlich gesetzte Wesen in mir ist dann plötzlich entsetzt. Ich bin nicht mehr ruhig und friedlich, sondern erzittere und werde beengt. Durch meine Kopflosigkeit verliere Ich auf Dauer meine Aufnahmebereitschaft und Zugänglichkeit. Mein Verstand verschließt sich, meine Wahrnehmung schränkt sich ein und ich kann die Liebe nicht mehr erkennen, ohne die ich leiden muss.
Das Leben benötigt Aufmerksamkeit und Liebe und die Angst ist jenes Grundgefühl, das mir übermittelt, welche Sache nun meinem Interesse bedarf. Im gepflegten Zustand bin ich ruhig, ausgeglichen und mitfühlend. In meinem Verstand herrscht Frieden und Klarheit. Wenn ich allerdings nicht gelernt habe, mich um meine Ängste zu sorgen, zerreisen diese meine Wahrnehmung. In dieser Beklemmung und Spannung gerät das Leben aus dem Gleichgewicht. Ich leide unter Druck und Anspannung und bin ständig erschöpft. Ich bin außer Gefecht gesetzt und resigniere und bin nicht in der Lage, meine Muster zu verstehen, die mich daran hindern, ihr Aufmerksamkeit zu schenken.
Das Problem ist nicht die Angst, sondern die abwehrende Haltung ihr gegenüber. Angst sagt: "Diesen Konflikt kannst du nicht verdrängen". Doch vermutlich dauert es nicht lange, bis diese Angst durch Abwehrmechanismen ins Unbewusste abgeschoben wird. Du musst die Angst nur akzeptieren, und das bedeutet dich nicht in Abwehrmechanismen zu verlieren, damit sie sich auflöst. Denn nur so kannst du sie bewusst spüren.
Leben bedeutet, aufmerksam zu sein. Ich bin die Liebe und das Leben ist die Erfahrung der Liebe. Deshalb kann ich nicht wirklich leben, wenn ich keine Achtsamkeit praktiziere. Sobald Ängste aufsteigen, führt kein Weg an ihnen vorbei. Ich sollte mir jedoch bewusst sein, dass die Ursache dieser Ängste in mir selbst liegen. Sie sind zwar nicht schlecht, aber wenn es mir nicht gelingt, sie aufzulösen, verwandelt sich mein Leben in einen Alptraum und mein Verstand in eine Hölle. Unter diesen Sorgen können meine Bedürfnisse nicht befriedigt werden und ich kann keine Liebe erfahren. Von diesem Liebesmangel muss ich mich deshalb unbedingt befreien.
Wenn feststeht, dass mein Herz fehlerlos ist, und das Hegen der Ängste äußerst negative Auswirkungen auf mich hat, so steht auch fest, dass Gedanken die Ursache meiner chronischen Ängste sind. Erst durch meine Bedenklichkeit steigen Situations- und Erwartungsängste oder Zwangsbefürchtungen auf. Ich habe meine Gedanken und damit auch meine Ängste selbst verursacht. Und ich bin deshalb auch in der Lage, sie wieder zu überwinden, um meinen in Herz und Verstand aufgespaltenen Bereich aufzugeben.
Ich kann inmitten meiner Unsicherheit trotzdem auf die Liebe in mir, in anderen Menschen und der Wirklichkeit vertrauen, indem ich daran glaube, dass ihre Sicherheit auch ohne meine Erkenntnis feststeht. Unter dieser Voraussetzung kann ich die Gegenwart hinter mir lassen, auch wenn ich mich vor der Zukunft fürchte. Diese Gegenwärtigkeit ist überhaupt notwendig um neue Erkenntnisse zu gewinnen. Darum sollte ich dies als erstes Anlegen sehen, und damit mutig die ersten Schritte aus dem Teufelskreis unternehmen.
Da ich mich bereits im Teufelskreis des Egobewusstseins befinde, ist es zwingend notwendig, aus meinen Fehlern zu lernen und zu vergeben. Wenn es mir nicht gelingt, die Vorstellung der Schuld aufzulösen, kann ich meine Wahrnehmung nicht für die Unschuld und Liebe öffnen. Wenn es mir nicht gelingt, mich als von der Liebe lernender Schüler zu verstehen, kann ich meine Fehler nicht hinter mir lassen. Wertungen, Zweifel und Erwartungen sind alles Produkte eines aufgewühlten, kämpfenden Verstands. Ohne Ruhe kann der Verstand nicht in die Beobachtungsebene gelangen und folglich kann ich dem Gefängnis dieser Abwehrmechanismen auch nicht entrinnen.
Alle Dinge, denen ich Aufmerksamkeit schenke, werden mir nach gewisser Zeit bewusst. Weil ich mir nicht allen Subjekten bewusst bin, herrscht Licht und Dunkelheit in meinem Bewusstsein. Damit ich mein Bewusstsein von meinen Leiden befreien kann, muss ich mir meine Gedanken und Gefühle bewusst machen. Auch meine Ängste lösen sich allmählich auf, wenn ich mir ihrer bewusst werde.
Sobald ich der Welt Vertrauen schenke, bin ich in der Lage, meine Ängste zu erkennen. Wenn ich die Absicht habe, meine Angst in mein Bewusstsein zu rücken, kann ich ihr auch Aufmerksamkeit schenken. Ich überwinde sie bereits, wenn mir das gelingt. Wenn es mir nicht gelingt, muss ich mich im Vertrauen oder in der Praxis der Achtsamkeit üben. Möglicherweise dauert es eine Weile, bis ich bestimmte Ängste hinter mir lassen kann. Ich kann den Prozess nicht einfach beschleunigen.
Wenn ich der Angst gestatte, in mein Bewusstsein vorzudringen, komme ich mit ihr in Berührung. Wenn ich sie bekenne, kann ich sie in meine gesamte Wahrnehmung mit einbeziehen. Ich versuche nicht die Angst loszuwerden, sondern ihr zuzuhören und mich ihr zu öffnen. Wenn ich in diesem Moment Ängste pflege und ihnen trotzdem gleichzeitig keine Aufmerksamkeit schenke, muss ich sie dazu benutzen, langsamer zu werden, damit ich ihnen zuhören kann. Vielleicht habe ich einst gewissen Ängsten Aufmerksamkeit geschenkt und in der Absicht, diesen Prozess zu beschleunigen, habe ich mich dazu entschieden, nicht mehr schrittweise zu handeln. Doch nur auf diese ruhige und sorgfältige Art und Weise kann ich die Angst allmählich auflösen.
Wenn ich an meinen Ängsten festhalte oder mich mit ihnen identifiziere, muss ich mich kleineren Herausforderungen stellen, die mir neue Möglichkeiten im Leben eröffnen. Wenn ich mich mit meinen Wunden identifiziere, verleugne ich damit die Identität der Liebe. Das hindert mich an der Heilung dieser Wunden. Dann muss ich das Glaubensmuster aufgeben, dass mein Leben nicht aus mehr als dieser Negativität besteht. Wenn ich mich mit meinen Gedanken identifiziere, schränkt das die Wahrnehmung ein. Ich kann die verfügbaren Möglichkeiten nicht mehr erkennen. Dann muss ich meine Angst auflösen und meine Gefühle in ein Gleichgewicht bringen, um die Ebene des reinen Bewusstseins zu erreichen.
Damit ich meine Wünsche realisieren kann, muss ich mir meiner Ängste und Sehnsüchte bewusst werden. Wenn ich Angst vor den Zielen meiner Wünsche habe, werde ich handlungs- und entscheidungsunfähig. Dann kann ich mich unmöglich verwirklichen. Wenn aber Klarheit darüber herrscht, was ich will, erreiche ich unversehrt das gewünschte Ziel.
Wenn ich erkenne, dass ich einem Muster folge, dass meine Ängste missachtet oder das dafür sorgt, dass ich durch sie gesteuert werde, muss ich einen Schritt zurücktreten und mir dieses Muster ansehen. Das Glaubensmuster, weder liebenswert noch liebensfähig zu sein, ist das einzige, das geändert werden muss. Muster wie diese und alle anderen, die auf Angst beruhen, sind nur Verzögerungstaktiken. Wenn ich erst einmal gelernt habe, solche Muster loszulassen und durch positivere zu ersetzen, kann ich mich der Liebe eröffnen.
Ich kann mir meine Gedanken paradoxerweise nur dann bewusst machen, wenn ich sie wertungsfrei beobachte. Wenn ich meinen Gedanken dagegen zu viel Aufmerksamkeit schenke, ist es schwierig, sich dieser Gedanken bewusst zu bleiben. Stattdessen benötigt mein Verstand Ruhe und wenn ich einmal ganz ruhig geworden bin, findet mein Verstand Frieden und Klarheit. Erst in dieser Beobachtungsebene kann ich mir den meisten Gedanken bewusst sein.
Alle negativen Gefühle entspringen meinem Schuld-/Schamgefühl. Meine Schuldgefühle wurden ausgelöst, indem ich mein Interesse dem Schuldkonzept gewidmet habe. Meine Schamgefühle sind durch Werturteile entstanden, mit denen ich mich identifiziert habe. Sie haben Gefühle der Befangenheit, Verwirrung und Unsicherheit produziert. Dies muss mir bewusst werden, damit ich es loslassen kann.
Das Glaubensmuster, dass etwas mit mir nicht in Ordnung sein könnte und das etwas verbessert werden muss, löst in mir Angst davor aus, bestraft zu werden. Diese Angst vor Vergeltung entspringt meinen Gefühlen der Unzulänglichkeit und Wertlosigkeit. Das Gefühl der Unzulänglichkeit umfasst die generelle mangelnde Befriedigung meiner Bedürfnisse. Das Gefühl der Wertlosigkeit entspringt meinen Werturteilen, mit denen ich mich identifiziere. Wenn ich mich allerdings nicht dafür schuldig erkläre, unzulänglich zu sein, muss ich auch keine Angst vor Bestrafung hegen. Wenn ich darauf vertraue, in Wahrheit doch nicht wertlos zu sein, kann ich dieser Angst Aufmerksamkeit schenken und sie wird sich mit der Zeit auflösen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen