Wenn psychische Tendenzen miteinander in Konflikt stehen, kompensieren wir diesen Konflikt fast immer unbewusst mithilfe von Abwehrmechanismen. Ein Leben ohne Widerstand ist nur ohne Konflikte möglich. Ein Konflikt kann nur entstehen, wenn man alleine, d.h. ohne seinen Trieb handelt. Wenn man den Kampf aufgibt, lösen sich sämtliche Probleme und damit auch die Abwehrmechanismen auf.
Das Problem der Abwehrmechanismen ist nicht etwa, dass sie die Liebe zerstören oder uns verletzen, sondern dass wir die Liebe einfach nicht mehr erkennen können, ganz einfach weil unsere Wahrnehmung eingeschränkt ist. Sie schläfern ein und erschöpfen, heizen an und verwirren. Sie verursachen jegliches Leid. Wenn eines der folgenden Abwehrmechanismen in unserem Leben eine Rolle spielt, müssen wir uns der Ursache bewusst werden, die den Konflikt ausgelöst hat. Von dieser Bewusstheit muss man sich dann einfach von seinem Trieb instinktiv leiten lassen.
Zunächst einmal sollten wir uns der möglichen Quellen des Konflikts bewusst werden. Zweifellos haben auch andere einen Einfluss auf uns, aber ihr Verhalten können wir nicht ändern. Damit andere ihr Verhalten positiv entgegen unserer eigenen Motive ändern könnten, müssten sie sie zunächst einmal kennen. Und wenn sie unsere Angelegenheiten wirklich so gut kennen würden, gäbe es vermutlich gar keinen Konflikt mehr, ganz einfach deshalb, weil viel Liebe notwendig ist, um eine solche Nähe aufzubauen. Und Liebe löst jeden Konflikt.
Wir sollten einfach die Verantwortung für uns selbst übernehmen und das Beste tun, was in unserer Macht steht. Was befindet sich in uns? Alles was im Kopf stattfindet sind Gedanken. Dazu gehören Motive, Vorstellungen(bildhafte Gedanken) und Urteile(distinktive Gedanken). Zusätzlich besitzen wir noch abseits der Gedanken weitere Gefühle: Sehnsüchte, Ängste und den allgemeinen Trieb. Unser Trieb ist weder veränderlich, noch angreifbar. An ihm können wir nichts ändern. Ihn müssen wir deshalb einfach bedingungslos akzeptieren. Unsere Sehnsüchte und Ängste sind zwar durch unser eigenes inneres Verhalten und den äußerlichen Einflüssen entstanden, trotzdem können wir sie nicht einfach ändern, wenn sie bereits aufgetaucht sind. Das einzige was wir tun können, ist unsere Sehnsüchte und Ängste zu akzeptieren und sie uns bewusst zu machen.
Jede Erfahrung und damit auch jeder innere als auch äußere Einfluss trägt das gleiche Potential in sich. Es ist deshalb sinnlos, den Einfluss einer Erfahrung unterdrücken oder verdrängen zu wollen. Warum will man eine Erfahrung unterdrücken? Weil man Angst hat, dass sie negative Auswirkungen hat. Wenn aber Gott der Inbegriff der Liebe und der Inbegriff aller Wirkungen ist, wie soll er dann zulassen, dass du etwas anderes als Liebe empfängst? Die einzige Macht, die wir besitzen, ist aufgrund unserer Urteile, Vorstellungen oder Motive die Erfahrung abzuweisen. Wenn unsere Gedanken Angst ausgelöst haben, müssen wir uns dieser Angst bewusst werden und sie durchdringen. Denn ansonsten werden weitere Gedanken auftauchen, mit der Absicht, die Erfahrung zu verdrängen. Je mehr Erfahrungen wir annehmen, desto mehr Chancen hat Gott, uns endlich die Liebe zu schenken.
Wenn die Gedanken nicht im Einklang miteinander sind, kann es sein, dass wir abwehrend darauf unser Bewusstsein aufspalten. Beispielsweise ist das der Fall, wenn unsere Vorstellungen von uns selbst nicht damit übereinstimmen, dass wir (schon wieder) Urteile der Falschheit gefällt haben. Oder aber wir finden Vorstellungen von anderen in Bezug zu uns unerträglich und spalten unser Bewusstsein auf. Beides hat seine Ursache darin, dass wir den Seiten gegenüber nicht neutral sind. Wenn wir die positiven und die negativen Seiten akzeptieren und uns einfach beider bewusst sind, müssen wir uns auch nicht aufspalten. Ansonsten hat dieser Abwehrmechanismus Projektion, Aggression und Verleugnung zur Folge.
Wenn wir allen Erfahrungen gegenüber neutral sind und verstehen, dass negative Gegenstände genauso gerechtfertigt sind wie positive, können wir alle Erfahrungen akzeptieren. Wir müssen die einen Gefühle oder Gedanken nicht niederhalten und die andere auch nicht auf ein Podest stellen. Und wir müssen auch keine Objekte negativ oder positiv bewerten. Wir können einfach alle annehmen und sie als Mittel dazu benutzen, unsere Erfahrung zu steigern. Genauso wenig müssen wir äußere Einflüsse und Gegenstände auch nicht verleugnen. Und wir müssen unsere Gefühle oder Gedanken nicht verneinen. Wenn wir keine Subjekte mehr verdrängen und alle akzeptieren können, müssen wir auch das Spiel der Projektion nicht mehr spielen.
Wenn wir unsere Angst vor anderen durchdringen, indem wir ihr Aufmerksamkeit schenken, können wir aufrichtig und ehrlich sein. Wir müssen Verhalten, Anschauungen, Normen oder Werte anderer Menschen nicht einverleiben und übernehmen. Wir können uns an die gängigen Formen anpassen, wenn wir wissen, dass andere an diesen Formen anhaften und wir ihnen dadurch helfen können, uns zu akzeptieren. Aber in unserem Bewusstsein wissen wir, wer wir sind und wie wir uns fühlen. Deshalb sind wir bereit, wahrhaftig zu sein, wenn der andere dafür offen ist. Wir fühlen mit ihm mit und akzeptieren seine Fehler.
Wenn wir uns mit Subjekten oder Objekten identifizieren, schränken wir unsere Wahrnehmung ein. Wenn sie ungleich Liebe sind, können wir keine Unterschiede mehr zwischen unserer Person und den Gegenständen erkennen. Deshalb kann eine Identifikation mit den eigenen Gedanken und Gefühlen dazu führen, dass wir die Liebe nicht mehr erkennen können. Wenn wir uns aber niemals mit etwas anderem als die Liebe identifizieren, steht jedenfalls fest, dass wir die Liebe immer erkennen können.
Konfliktuöse Erfahrungen müssen einfach akzeptiert werden und alle Seiten müssen ganz einfach neutral und bewusst betrachtet werden. Wenn wir emotionale Konflikte dadurch lösen wollen, dass wir unsere Wahrnehmung auf den Verstand reduzieren oder durch die Logik kontrollieren wollen, können wir uns unseren wahren Bedürfnissen nicht mehr widmen. Der Versuch, den unbefriedigten Zustand durch gesellschaftlich genormte Handlungen(Kunst, Wissenschaft, Musik, Sport, exzessive Arbeit) zu sublimieren, kann erfolgreich sein. Ist er es aber nicht, ist dieser Abwehrmechanismus nicht länger befriedigend und stattdessen sollte man sich seinem Trieb hingeben.
Körperliche Schmerzen können ebenfalls durch Abwehrmechanismen hervorgerufen werden. Wenn es dir auffällt, dass bestimmte Beschwerden verschwinden, wenn sich dein inneres Verhalten ändert, sind diese wahrscheinlich durch Konversion hervorgerufen worden. Bei der Konversion werden nicht akzeptierte Affekte auf Organe übertragen. Psychische Zustände sind nur dann nicht erträglich, wenn wir gewisse Subjekte nicht akzeptieren wollen. Wir müssen einen solchen Zustand einfach erkennen und herausfinden, welche Subjekte wir noch nicht annehmen wollten.
Es fühlt sich besser an, ohne Abwehrmechanismen zu leben. Sie halten uns gefangen und schränken unsere Wahrnehmung an. Deshalb sollten wir herausfinden, ob sie in unserem Leben eine Rolle spielen und uns zur Angst vorwagen. Wenn wir einfach alle Erfahrungen akzeptieren, müssen wir keinen Abwehrmechanismus mehr anwenden und lernen somit bedingungsloser zu lieben.
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