Freiheit bedeutet, selbst, auf der Grundlage seiner Urteilskraft, jene Kraft zu benutzen, um von allen Möglichkeiten, die ich besitze, freiwillig eine zur Handlung zu wählen. Freiheit bedeutet für denjenigen, der sie besitzt, aber immer auch gleichzeitig Unsicherheit. Denn es ist für mich nicht sicher, ob meine Urteilskraft ausreicht, eine gute und wertvolle Handlung zu begehen, oder ob ich vielleicht einen Fehler mache. Bin ich fähig, mit dieser Freiheit umzugehen? Und was passiert, wenn ich versage, bin ich dann trotzdem noch liebenswert?
Die Tatsache dieser Freiheit verursacht Angst und Zweifel. Freiheit ist also immer auch Unsicherheit, und somit ist die Freiheit unsere Angst. Da wir unseren Verstand und damit auch unsere Freiheit nicht loswerden können, ist es auch nicht möglich, seine Angst zu verlieren. Aber trotzdem ist ein Gefühl der Sicherheit notwendig. Kein Mensch kommt ohne ein Gleichgewicht zwischen Herausforderung und Sicherheit aus. Und wie kann ich in dieser offensichtlichen Unsicherheit für Sicherheit sorgen? Angst benötigt Aufmerksamkeit. Wenn du das Bewusstsein von der Angst in dir reflektierst, dass heißt betrachtest, kannst du sie erkennen. Und wenn du deine Ängste erkennen kannst, kannst du sie durchdringen, Schritt für Schritt. Erkenntnisse und Wissen sorgen für ein Gefühl der Sicherheit: Denn sie sind es, auf dessen Grundlage wir richtig oder falsch handeln. Deshalb ist das intelligenteste überhaupt, seine eigene Unsicherheit, die sich aus der Freiheit begründet, zu erkennen, denn dann kann ich nach gewisser Zeit mit der Freiheit und dem relativen Gefühl der Sicherheit leben, das sich aus meinen Erkenntnissen und meinem Wissen begründet.
Gelingt es dir, deine Angst zu erkennen und ihr deine Aufmerksamkeit zu schenken? Es kann sehr gut sein, dass du deine Angst hier und jetzt durchdringen willst, und trotzdem keinen Zugang zu ihr findest. Dann ist das Bewusstsein von deiner Angst nicht zugänglich: Und da das Bewusstsein praktisch vom Verstand produziert wird, bedeutet das, dass dein Verstand nicht zugänglich ist, denn dein Verstand ist es, der das Bewusstsein der Angst betrachten könnte. Dein Verstand ist nicht zugänglich, wenn du unaufhörlich deine Gedanken reflektierst. Du erkennst deine Gedanken und erkennst deine Identität in deinen Gedanken, folglich identifizierst du dich mit ihnen. Wann ist das der Fall? Jeder Mensch, der sich wertlos fühlt, weil er in seiner Freiheit das Gefühl hat, versagt zu haben, identifiziert sich mit seinen Gedanken, weil er sich in der Beschränktheit und somit Wertlosigkeit seiner Urteilskraft als ganze Person als wertlos gleichsetzt. Jeder Mensch, der an Meinungen festhaltet, Vorurteile pflegt oder zu Überzeugungen gelangt ist, kann seine schrankenlose Freiheit in ihrer Realität nicht mehr erkennen und deshalb auch nicht mehr alle Möglichkeiten, die sich in ihr verbergen, erkennen, obgleich alle nach wie vor vorhanden sind. Sobald du deine gesamte Freiheit in ihrem realen Dasein erkennst und akzeptierst, und in dem erkennenden Bewusstsein deines Verstands diese Freiheit einfach bloß wahrnimmst, ist dein Verstand zugänglich, offen und frei. Wenn du dich aber mit bestimmten Gedanken identifizierst, kannst du alle anderen Aspekte deines Bewusstseins nicht mehr erkennen: Du hast die Wahrnehmung deiner Freiheit eingeschränkt. Und ebenso ist es mit den meisten Abwehrmechanismen.
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