Donnerstag, 11. Februar 2010

Soundtrack Analyse: Hearing Damage



Thom Yorkes Beitrag zum zweiten Twilight-Film New Moon sticht aus der Masse heraus. Das liegt vor allem an der ganz besonderen Stimmung des Soundtracks, die bis zum Ende gehalten wird. Der Songtext unterstützt die Stimmung und die Stimmung unterstützt den Inhalt. So wirkt das ganze Lied aus einem Guss.
Die depressive Atmosphäre fängt eindeutig die Gefühle jedes Menschen ein, dessen Gedanken zu einer geistigen Spannung führt. "Tearing memory
--Allows the voices in--They wanna push you off the path--With their frequency wires"". Die Erinnerungen von Bella zerreißen sie. Und so leidet sie unter ständiger Anspannung und Druck, kann nicht mehr schlafen. Genauso spannend und drückend wirkt auch die Stimmung des Soundtracks, und zwar von der ersten Sekunde an. Während das Herz weiterhin Ängste und Sehnsüchte pflegt, ist der Kopf voller Gedanken und Werturteile. Solange man seinem Herzen folgen kann, ist die Welt ein Paradies, doch "They[die Gedanken] wanna push you off the path".



Der Titel "Hearing Damage" unterstützt diese Interpretation, denn sobald man sein Herz missachtet oder ihm nicht folgen kann, fängt man an, den Schaden zuhören, den man damit verursacht. Das einzige, was wir tun können, ist unseren Gefühlen gerecht zu werden. Doch sobald man sich in seinen Kopf flüchtet, schlägt man damit die Zeit tot. Und "als könnte man die Zeit totschlagen, ohne die Ewigkeit zu verletzen."(Henry David Thoreau) Die eigenen Gefühle sind die Ewigkeit. Wenn man selbst diesen Kummer verursacht, sich aber in chronischer Verzweiflung befindet, muss man diesen Schaden die ganze Zeit anhören, ohne etwas daran ändern zu können. Wie sich das anfühlt wurde wunderbar eingefangen und makellos umgesetzt.
Von Anfang an spürt man eine gewisse Hilflosigkeit. Diese Hilflosigkeit bekommt man als Kind dauernd zu spüren, wenn man resigniert und ein Urteil nach dem nächsten fällt, während man sich mit seinen Gedanken identifiziert. Man versteht die Welt nicht und kann sie auch nicht verstehen. Man ist unruhig und die Wahrnehmung befindet sich im Gegensatz. Der Schaden der damit angerichtet wird, ist nur in unseren Köpfen, und so erklärt sich die astronomische Stimmung: Der Kopf ist derjenige, der nach den Sternen schaut. Unser Kopf ist so extrem, dass wir uns damit verlaufen. Diese Desillusion, die die ganze Menschheit heimsucht, Einsamkeit und Kummer hervorruft, verwandelt das ganze Leben in einen einzigen Rausch voller Verzweiflung und Trauer.
Machen die Menschen also alles falsch? Anscheinend zumindest du nicht, denn: "And you can do no wrong--In my eyes". Nur der Kopf ist dafür verantwortlich, dass es Dinge gibt, die falsch sind. In Wirklichkeit gibt es keine falschen oder schlechten Dinge, das alles wird nur im Kopf produziert. Der Kopf ist so mächtig, dass man nicht länger in der Wirklichkeit lebt und die Zeit angehalten wird. Beginnt man jedoch richtig hinzuschauen wird man feststellen, dass jeder Zustand entsprechend der Umstände vollkommen ist. Wir müssen weder verändert noch verbessert werden. Das steht fest, das ist so, solange Gott existiert. Doch dank dem Kopf ist es möglich, diese Wahrnehmung, dass es so ist, zu verlieren. Erst dann beginnt man "to hear Damage".
Als Kind versteht man das alles natürlich nicht. Wenn man jedoch als Erwachsener auf dieser Welt herumwandelt, ist man leicht mit der extremen Situation überfordert, in der man sich befindet. Man schlägt sich selbst in einen Alkoholrausch, und wird so zu einem "drunken salesman" weil der Verstand keine Ruhe findet. Wer kennt das nicht, dass man sich als Kind gewünscht hat, sich an besonderen Ereignissen, z.B. beim Geburtstag oder an Weihnachten besser zu fühlen? Die Eltern sagen vielleicht, das alles besser wird, und "You wish you felt better", aber man fühlt sich einfach nicht besser.
Es ist garantiert Absicht, dass "In my eyes" so oft wiederholt wird, denn es kommt lediglich auf die eigene Haltung und Sichtweise drauf an. Die eigene Sichtweise, die im Kopf entsteht, lenkt und leitet einen wirklich.

Die druckvolle und einzigartige Qualität des Soundtracks lässt an keiner Stelle nach. Yorke hat die Desillusion perfekt eingefangen und in prägnanter Form ausgedrückt. Mit dieser Musik wurde ausgedrückt, was tausend Worte nicht besser hätten ausdrücken können. Im Prinzip fängt das die Probleme von Menschen ein, wie sie jeder hat: Kummer, Leid, Einsamkeit. Wenn man den Menschen vor der Evolution betrachtet, schien die Welt wirklich ein Paradies gewesen zu sein. Doch das Schicksal dass sie tausende von Jahren ling erleiden mussten und immern noch leiden ist einfach nur traurig. Sie schienen alle von Gott verlassen zu sein, sodass sie sich wertlos fühlten. Alles in allem ein trauriges und düsteres Lied, das ganz und gar nichts falsch macht.

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