Freitag, 12. Februar 2010

Verstand

Der Verstand ist derjenige, der handelt, auf dessen Kosten gehandelt wird, und der die Handlung beobachtet. Weil im Kopf so viele Gedanken sind, kann das zu einem ziemlich verworrenen Durcheinander führen. Um bewusst handeln zu können, benötigt der Verstand Ruhe.
Um ganz ruhig werden zu können, musst du deine Gefühle in ein Gleichgewicht bringen und der Angst Aufmerksamkeit widmen. Du kannst keine Ruhe erreichen, wenn deine Gefühle nicht ausgeglichen sind. Sobald sich ein Gleichgewicht zwischen Kopf und Herz einstellt, kehrt der Frieden zurück und du kannst bewusster leben und handeln.

Der Verstand enthält die Gedanken und die Werturteile. Glaubensmuster, Vorurteile, Meinungen und Überzeugungen sind nichts anderes als Wertungssysteme über gewisse Sachverhalte. Vorstellungen sind nichts anderes als bildhafte Gedankengebilde, genauso wie Werturteile ein bestimmtes "Genre" von Gedanken sind.

Um der Angst Aufmerksamkeit schenken zu können, muss dein Verstand zugänglich sein. Dein Verstand bleibt zugänglich, wenn du dich nicht mit deinen Gedanken identifizierst. Intelligent sind nur die Aufnahmebereiten. Damit du aufnahmebereit bleibst, benötigt dein Verstand Ruhe. Um ganz ruhig zu werden, müsst du deine Gefühle in ein Gleichgewicht bringen. Um offen und frei handeln zu können, musst du Gott vertrauen.

Du denkst nicht all deine Gedanken bewusst. Genauso, wie du unbewusst handeln kannst anstatt bewusst, kannst du auch bewusst und unbewusst denken. Es gibt Menschen, die ihre Identität über ihre Kleidung, ihren Reichtum und äußerlichen Bedingungen, die sie erreicht haben, definieren. Also denken sie sich: "Ich bin ein Mensch der das alles erreicht hat." Es gibt bestimmt genügend Menschen, die nicht mehr über sich selbst wissen, als das. Die einzige Identität die du jedoch hast, ist die Liebe selbst. Wenn du dich über äußere Formen identifizierst, verleugnest du darum dein wahres Wesen. Wenn du dich mit deinen Wunden identifizierst, verleugnest du dein wahres Wesen. Denn in beiden Fällen ist dein Ego der Auffassung, dass da nicht mehr ist als diese Dinge.
In Bezug zu deinem Verstand, hat eine Identifikation mit deinen Gedanken ein Schließen zur Folge. Denn dein Verstand ist derjenige, der handelt. Und wenn du dich mit deinen Gedanken identifizierst, verleugnest du alles andere. Du verleugnest, dass da noch eine Essenz ist, ein "core self", dass die Liebe ist, die Quelle dessen, was du bist. Darum kannst du nicht mehr die Liebe leben, denn sie zu leben, bedeutet sie zu erleben. Du kannst sie nur erleben, wenn du dich Gott hingibst und die Kontrolle aufgibst. Und deshalb kannst du auch deiner Angst keine Aufmerksamkeit mehr schenken, weil das etwas Gutes wäre. Alles was gut ist, ist Liebe. Du kannst aber nicht mehr liebevoll handeln, wenn du dich mit deinen Gedanken, anstatt der Liebe identifizierst. Darum verschließt sich der Verstand, weil du nicht mehr offen handeln kannst, sondern nur noch egoistisch.

Wenn du dich also mit deinen Gedanken identifizierst, bist du behindert. Du verlierst deine Freiheit. Und du kannst nicht mehr uneingeschränkt liebevoll handeln. Denn deine Gedanken schränken dich in deinem Handeln ein. Wenn du z.B. denkst "Dieser Mensch ist blöd.", wirst du ihn dann unabhängig davon liebevoll behandeln, oder ihm Liebe vorenthalten? Liebe ist immer besser, als weniger Liebe. Es ist ganz gleich, wer derjenige ist, oder wie er ist. Es gibt keine bessere Option als die Liebe. Und trotzdem würdest du ihm Liebe vorenthalten, einfach weil du dich mit deinen Gedanken identifizierst, oder etwa nicht?

Meinungen oder Überzeugungen sind bestimmte Arten zu denken. "Ein Verstand der zu einer bestimmten Überzeugung gelangt ist, ist nicht mehr offen. [...] Nicht jede Handlung verlangt jedoch eine Einschränkung des Blickwinkels."(Paul Ferrini) Manchmal ist es notwendig, gewisse Maßnahmen zu ergreifen, um bestimmte Schritte tun zu können. Doch "bloß weil wir auf eine bestimmte Art und Weise gehandelt haben, heißt das nicht, dass wir auch in Zukunft so handeln müssen."(Paul Ferrini, Leben in Hingabe) Stattdessen solltest du zur Offenheit zurückkehren, indem du diese Wertungen loslässt. "Ein beweglicher Verstand öffnet und schließt sich. Er bleibt niemals verschlossen."(Paul Ferrini, Leben in Hingabe)
Du solltest dich nicht an Überzeugungen klammern. Wenn du stattdessen die am besten Handlungsweise für den Moment erkennst, kannst du dein Verhalten anpassen.

Nur wenn du "falsche" Gedanken denkst, begehst du Fehler. Du kannst nur aus deinen Fehlern lernen, wenn du die Verantwortung für dein Handeln übernimmst. Wenn du niemand anderem die Schuld für deine Fehler gibst und auch nicht davon überzeugt bist, dass es nicht deine Fehler sind, die du erkennst, kannst du sie verbessern. Wenn du Fehler erkennst, solltest du vergeben. Wenn du dir gar nicht sicher bist, ob es deine oder die Fehler des anderen sind, dann solltest du beobachten, ob jene Fehler bei dir oder bei anderen Leid verursachen. Es sind deine Fehler, wenn sie bei dir Leid auslösen. Dann versuchst du aus deinen Fehlern zu lernen, damit du die Vergangenheit hinter dir lassen kannst. Du machst sie wiedergut, bittest um Verständnis und vergibst dir selbst.

Es ist falsch, zu denken, Weisheit komme dadurch, möglichst viel zu wissen. Gib den Versuch auf, möglichst viel Wissen anzusammeln. Wissen ist gar nicht so wichtig. Um das entdecken zu können, was du nicht weißt, musst du das aufgeben, was du weißt. Wissen ist nur von Bedeutung, wenn es für den Moment nützlich ist. Halte nicht an dem Wissen fest, sondern strebe nach Klarheit. Es ist ganz egal, was du weißt, wenn du deiner Intuition folgen kannst. Dazu musst du deine Gefühle jedoch in ein Gleichgewicht bringen.

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